Digitale Transformation: Wie alles begann 

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“You can’t connect the dots looking forward; you can only connect them looking backwards. So you have to trust that the dots will somehow connect in your future.” Das Phänomen der digitalen Transformation ist von einer solchen Komplexität geprägt, dass man ihr Wesen allein durch eine Betrachtung der Gegenwart eigentlich kaum verstehen kann.

Die Transformation als solche ist keine Erfindung des 20. Jahrhunderts, sondern seit Menschengedenken eine existenzielle Notwendigkeit. Wandel, Entwicklung oder Veränderung sind alles nur Begrifflichkeiten für grundlegende Eigenschaften des Menschen: Adaption, Lernen, Weiterentwicklung, Verbesserung. Anderenfalls würden wir vermutlich noch immer in Höhlen hausen und uns am Lagerfeuer wärmen. Stattdessen liegt vor mir auf dem Tisch ein Smartphone, mit dem ich nicht nur telefonieren, sondern auch meine Pulsfrequenz messen, meine Bankgeschäfte erledigen, einen Flug buchen, mit einem Kollegen in Kapstadt in Echtzeit chatten und gleichzeitig Katzenbilder anschauen kann. Dass dieses Smartphone, gerade mal so groß wie ein DIN A6 Blatt, die Prozessorleistung von 2 Apollo-Mondraketen übertrifft, ist mehr als ein kurioser Meilenstein der Wissenschaftsgeschichte, sondern Ausdruck einer Entwicklung, die schon immer rasant war, aber deren Tempo exponentiell zu zunehmen scheint.

Steve Jobs, einer der großen Innovatoren unserer Zeit, betont im eingangs erwähnten Zitat, dass man Zusammenhänge immer nur retrospektiv betrachten könne. Werfen wir also einen kurzen Blick auf die Meilensteine einer (Industrie-)Geschichte, die schon wesentlich früher beginnt, als man es erwartet hätte.

Industrie 1.0

Es liegt auf der Hand, dass der Mensch schon immer danach gestrebt hat, sich die Arbeit so einfach wie möglich zu machen. Darauf deuten zahlreiche Funde von Werkzeugen hin, die im Laufe der Zeit weiterentwickelt und verbessert wurden. Es stellt sich aber die Frage: Wie lange müssen wir in der Historie zurückgehen, bis wir auf ein Ereignis stoßen, das unsere Art zu Arbeiten und zu Leben grundlegend revolutioniert hat?

Wo beginnt die Transformation?

Dieser erste Meilenstein ist nicht erst die Eisenbahn, sondern die Erfindung des ersten mechanischen Webstuhls. Ab 1784 entwickelte der Engländer Edmund Cartwright eine handbetriebene Webmaschine. Schon ab 1786 wurden die beweglichen Teile des Webstuhls über einen mechanischen Antrieb betrieben. Eine Weiterentwicklung ermöglichte den Betrieb mit Dampf. Diese Maschine erlangte als Power Loom, also Kraftwebstuhl, Berühmtheit.

Die Erfindung des Webstuhls ermöglichte die Mechanisierung der Arbeit: Hatte man vorher eine ganze Reihe an Schritten innnerhalb des Fertigungsprozesses auszuführen, um vom Ausgangsprodukt zur fertigen Ware zu kommen, wurde man nun als Maschinenbediener gleichsam selbst ein Teil der Maschine. Es galt nun, dem Takt der Maschine angepasst, ihren reibungslosen Lauf zu gewährleisten.

Der massenhafte Einsatz der Maschinen läutete die Industrialisierung ein. Die Webmaschine und die Dampfmaschine gelten als die Ursprünge der industriellen Revolution. Denn nun konnte eine große Menge an qualitativ gleichwertigen Produkten kostengünstig produziert werden. In Zuge dessen wurden immer häufiger Menschen durch Maschinen ersetzt: Die Folgen waren eine dramatische Arbeitslosigkeit und soziale Unruhen.

Endlich die Eisenbahn: Transformation der Mobilität

Am 13. Februar 1804 fand die Jungfernfahrt der ersten Dampflokomotive der Geschichte statt. Es bedeutete eine Revolution im Transportwesen, eröffnete den Menschen eine ungeahnte Mobilität und setzte einen weiteren Meilenstein der Industrialisierung.

Industrie 2.0

Gemeinhin wird der nächste Meilenstein der Industriegeschichte mit der Erfindung des Fließbandes des amerikanischen Autobauers Henry Ford in Verbindung gebracht. Nur war Henry Ford zwar der bekannteste, aber weder der Erfinder, noch der Einzige mit der Idee. Schon im Venedig des 15. Jahrhunderts wurden mit einem solchen Fertigungsprozess Schiffe gebaut. Bereits 1901 wurden für die Fertigung des Oldsmobils in den USA die Wagen auf Holzgestelle teilmontiert und dann zur nächsten Station gezogen. Das erste mechanische Fließband in Europa stand übrigens 1905 in der Keksfabrik Bahlsen in Hannover.

Wie am Fließband: Transformation der Arbeit

Jedoch schafft sich die Geschichte stets ihre eigenen Helden und so kam es, dass der Name Henry Ford untrennbar mit der Erfindung des Fließbandes verbunden wurde. Das Fließband, das 1913 bei Ford zum ersten Mal bei der Herstellung des legendären Ford Model T (ugs. auch Tin Lizzie, “Blechliesel”) zum Einsatz kam, wurde zum Synonym für eine ganze Epoche der Industrialisierung. Weniger bekannt ist, dass seine “Assembly Line” nichts weiter war als eine Adaption der so genannten “Disassembly Line”, die 1862 in Cincinnati erfunden wurde. Während an der “Assembly Line” etwas zusammengebaut wurde, verwendete man die “Disassembly Line” zum Zerlegen: Rinder und Schweine wurden in einer fortlaufenden Fertigungsstraße zerlegt und das gewonnene Fleisch in Konserven verpackt.

Henry Ford übernahm dieses Produktionsprinzip für die Automobilindustrie: Das Weiterreichen eines Werkstückes von einer Fertigungsstelle innerhalb der Produktionskette zur nächsten, wobei an einer Fertigungsstelle immer dieselbe Handlung ausgeführt wird. Bereits mit dem ersten, damals noch handbetriebenen Fließband, erreichte er eine Verringerung der Montagezeit von 12 Stunden auf 5 Stunden. Mit der Einführung des vollautomatischen Bands wenige Jahre später konnte die Produktionszeit nochmal auf 1,5 Stunden gesenkt werden.

Der Einsatz des Fließbands markiert als leuchtender Meilenstein den Beginn der industriellen Massenproduktion. Waren es anfangs nur sehr einfach Arbeitsschritte, so wurden es in den kommenden Jahren immer mehr Teile des Produktionsprozesses bis hin zur vollautomatisierten Fertigungsstraße, die den Arbeitern von Maschinen abgenommen wurden.

Moderne Zeiten

Doch das Fließband brachte nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile: Für die Arbeiter am Fließband bedeutete dies, die ganze Schicht über im Akkord immer wieder die gleichen Bewegungen auszuführen. Ford selbst beschrieb den Grundgedanken als “Verminderung der Ansprüche an die Denktätigkeit des Arbeitenden und eine Reduzierung seiner Bewegungen auf das Mindestmaß”. Das – so die Idee – erhöhe die Produktivität und die Stückzahlen. Wie die Realität damals aussah, hat Charlie Chaplin kongenial in seinem Film ”Modern Times” karikiert.

Die Fließbandproduktion in ihrer ursprünglichen Form findet übrigens heute noch fast unverändert Anwendung in der Textilindustrie der Entwicklungsländer Asiens, leider mit immer noch den gleichen Vor- und Nachteilen.

Die Geschichte der digitalen Transformation geht weiter!

Neugierig geworden? Möchten Sie wissen, mit welchem Turbo die Entwicklung von der Industrie 3.0 zu Industrie 4.0 bis heute von statten ging? Dann lesen Sie hier Teil 2!

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